Motorwechsel auf die karibische Art

Mittwoch, 31.01.2007

Wir stehen voller Stolz neben dem ausgebautem Volvo. Der Mechaniker Lindsay, der in Bobby's Marina eine Werkstatt betreibt, kommt vorbei und fragt, was wir denn so machen. Wir sagen ihm, dass wir einen neuen Yanmar bestellt haben und dass dieser morgen ankommen soll und dass der über das Wochenende eingebaut werden wird. Am Dienstag wollen wir wieder im Wasser sein und in die BVI's segeln. Lindsay lacht und sagt: "No, no, at least 10 days." Was soll das heißen, 10 Tage, man hat uns versprochen, dass der Einbau in zwei bis drei Tagen abgeschlossen ist. Lindsay lacht erneut und sagt, dass es noch keiner geschafft hätte früher als nach 10 Tagen wieder ins Wasser zu kommen, die meisten brauchen viel länger. Wir lachen, denn wir wissen es ja besser, alles ist bestens organisiert, was soll da schiefgehen?

Donnerstag, 01.02.2007

Mittags um 13.00 Uhr kommt pünktlich der angekündigte Kleinlaster von Budget Marine mit dem neuen Motor, auch Gui, der Mechaniker, der den Motor einbauen soll, hat den Einbaubeginn für den nächsten Tag fest eingeplant und erscheint auch tatsächlich am Freitag gegen 10:00 morgens. Zur Unterstützung hat er sich einen weiteren Mechaniker mitgebracht, alles läuft gut an.

Das war aber auch schon alles, was gut lief. Für das Kranen des Motors hatten sie die Kette vergessen und haben sich nicht getraut zu fragen, ob ich eine hätte. Natürlich hatte ich eine, aber niemand sagt etwas und alle laufen mit dem Handy am Ohr durch die Gegend. Mittags um 14:00 Uhr hängt dann endlich der Motor am Haken und schwebt über der Nuku'alofa. In Anbetracht der "Tatsache", dass wir ja nächste Woche nachkommen, fährt die Carpe Diem schon mal in die BVI's , um die Ankerplätze zu erkunden.

Der Yanmar wird pünklich angeliefert
Weil der Motoreinbau sich um eine Woche verschiebt, bleibt Zeit zum Anbringen eines neuen Antifoulings
ein Gerüst für den Flaschenzug zu errichten
Volvo MD 21B, Ersatzteile für die Kira
Holz muss an Bord, um
Das richtige Getriebe wird ebenfalls pünktlich geliefert
Der Motor hängt am Flaschenzug
Das Motorbett wird neu aufgebaut
Lindsay mit Schablone
So sah es im Durchgang nach Achtern vier Tage lang aus
Lindsay mit Feierabendbier
Die Spare-Ribs schmecken
Motorbett kurz vor fertigstellung
Mittwoch, 14.02.2007

Die Motorlager sind fertig und belastbar. Der Motor, der bis dahin in der Luft hing und mittlerweile mit weißem Schleifstaub überpudert wurde (auch das ganze Schiff innen und außen), wird gesenkt und das neue Getriebe wird angeschraubt. Jetzt kann es ja nicht mehr lange dauern. Aber, oh Schreck, als Lindsay die Antriebswelle mit dem Getriebe verbinden will, stellt er fest, dass der Flansch leider nicht passt. Er war zwar seit 14 Tagen an Bord, aber erst jetzt kam Lindsay auf die Idee, mal zu überprüfen, ob denn alles zusammenpasst. "But, no problem", wir bestellen bei Vetus per Fedex einen Neuen, der sollte dann am Montag da sein und am Dienstag seid ihr im Wasser. Als Dankeschön für den "schnellen, unproblematischen" Motoreinbau hatten wir bereits in der ersten Woche versprochen ein Spare-Ribs-Essen auszurichten. Wir dachten, wenn wir schon so schnell zurück ins Wasser kommen und das bei einem sehr fairen Stundenpreis, dann müssen wir uns doch erkenntlich zeigen. Nun gut, als das Essen am Freitag den 16.02. stattfand waren wir zwar noch nicht im Wasser, aber dafür konnten wir auch nicht mehr so richtig lachen, denn das war uns bei den anfallenden Liegekosten von 35,00 US$ pro Tag schon lange vergangen. Was soll's, versprochen ist versprochen und so findet das Spare-Ribs-Essen trotzdem statt.

Samstag, 17.02.2007

Der Yanmar wird erstmals verkabelt und die Wasserschläuche werden angeschlossen. Er ist zwar aufgrund des fehlenden Flansches noch nicht fest installiert und ausgerichtet, aber er brummt, herrlich, dieser Sound klingt nach 17 Tagen auf dem Trockenen wie Musik in unseren Ohren. Dann der nächste Schreck, der vorhandene Auspuffschlauch ist für den Yanmar im Durchmesser zu klein, daraus folgt, dass sechs Meter Auspuff aus dem Schiff rausgerissen und neu verlegt werden müssen, na denn Prost. Ärgerlich an der Sache ist, dass ich Lindsay gleich am ersten Tag nach dem Auspuff gefragt hatte, aber er sagte, "no problem, wir nehmen ein Reduzierstück". Nach den Einbaurichtlinien ist eine Reduzierung nicht erlaubt, weil sonst ein zu hoher Rückstau entsteht und der dem Motor dann die "Luft zum Atmen" nimmt. Wir hätten keine Garantiebestätigung bekommen. So musste in der nächsten vier Tagen der Auspuff ausgebaut und neu verlegt werden. Langsam haben wir die Schnauze gestrichen voll von "NO PROBLEM".

Montag 19.02.2007

Der fehlende Flansch wurde nicht geliefert und erstaunlicherweise war auch Budget Marine nicht in der Lage eine Nachverfolgungsnummer zu nennen. Am Dienstag das selbe Spiel, trotzdem versicherte Vetus Amerika, dass die Sendung am Montag versandt wurde und das obwohl der Flansch am Donnerstag bereits per Express bestellt wurde und die Versandkosten teurer sind als das Teil selbst. Am Mittwoch immer noch kein Ergebnis, am Donnerstag war dann endlich eine Nachverfolgungsnummer bekannt. Wir konnten sehen, dass Vetus den Flansch erst gestern versandt hat und dass er heute Abend bei Budget Marine angeliefert werden wird. Damit es uns nicht langweilig wurde haben wir in dieser Woche auch noch gleich das Ruder ausgebaut, ein neues Ruderlager aus Bronze anfertigen lassen und wieder eingebaut (Bild 4 in der unteren Reihe).

Der Auspuffdurchlass ist ebenfalls zu klein und weil der Schlauch unter der hinteren Backbordkoje verlegt ist, muss er in einem 90°-Winkel nach aussen geführt werden. Den Durchlass in dieser Form gibt es aber nicht von der "Stange", darum wird ein 90°-Knie gekauft und selbst passend einlaminiert, dann endlich kann der störrische Auspuffschlauch eingezogen/geschoben/gedrückt werden. Wieder ein Tag länger an Land.

Freitag 23.02.2007

Der Flansch ist endlich da, aber er passt nicht. Lindsay geht zu Budget Marine und bringt zu unserer Überraschung den passenden Flansch mit. "Wieso war der denn doch auf Lager," fragen wir. "Tja, der war falsch ausgezeichnet und das Getriebe war nicht im Katalog aufgeführt." Später sieht Helmut, dass es genau der Flansch war (letztes Bild, nächste Reihe), den Helmut vor drei Wochen gekauft und vorige Woche auf Lindsays Anordnung zu Budget zurück gebracht hatte. Egal, nun kann der Motor endlich mit der Welle ausgerichtet werden. Also wieder den Flaschenzug aktivieren und den Motor anheben. Im Laufe des Ausrichtens wird Lindsay immer stiller und sichtbar nervöser. Das mit der Schablone vorbereitete Motorbett passt nicht. Der Motor muss insgesamt höher, vorn wird er mit Holz unterfüttert, aber hinten wurde zuviel weggenommen, darum müssen nun die Motorhalterungen verlängert werden. "No problem", mein Freund arbeitet auch am Wochenende, am Montag seid ihr im Wasser.

Montag 26.02.2007

Heute sieht es gut aus, es könnte sein, dass wir zurück ins Wasser kommen. Lindsay hat recht behalten, er sagte immer: "Am Dienstag seid ihr im Wasser", er sagte nur nicht in welcher Woche. Jedoch heute ist ja erst Montag, also sind wir sogar einen Tag früher dran als er versprochen hat, Wahnsinn.

Um den Bericht nicht unnötig auszudehnen, werde ich nicht erwähnen, dass nach dem Einkranen der Motor kein Wasser ansaugen konnte, weil der Deckel des Wasserfilters nicht fest verschlossen war und dadurch sich der Impeller in mindestens 40 Einzelteile zerlegte. Auch wird es niemanden interessieren, dass der Wassersammler falsch angebracht war und somit die Gefahr bestand, dass das Wasser durch den Auspuff zurück in den Motor fließen konnte, was zum Tod des Motors geführt hätte oder die vielen anderen Kleinigkeiten gegen die wir ankämpfen mussten. Am 03. März haben wir dann unsere Garantiebestätigung von der offiziellen Yanmarvertretung Simpson Bay Diesel doch noch bekommen. Die zusätzlichen 150 US$ für die Überprüfung waren es uns wert.
Deswegen möchte ich mit einem Ausspruch von dem Kranführer Lance von Bobby's Marina (letztes Bild) schließen: "Wenn Du deutsche oder englische Verhältnisse willst, dann darfst Du nicht um die Welt gehen. Bleibe in Deutschland oder in England, dann musst Du Dich auch nicht über karibische Unzulänglichkeiten aufregen oder lebe mit den Verhältnissen vor Ort".

Recht hat er

Übrigens,

- an dem Tag, an dem wir ins Wasser zurück gingen, kam die Carpe Diem schon wieder aus den BVI's zurück.

- jeder Motor hat auf den Segelschiffen einen Namen, viele heißen Jockl, unserer heißt jetzt "Lindsay"

Gui, der Mechaniker soll ihn einbauen
Alle Teile, die als Ersatzteile wertvoll sind werden ausgeschlachtet
Lindsay kommt
Nach 8 Tagen hängt der Motor immer noch mitten in der Plicht
Al, ein Freund von Lindsay und Helmut
zurück zur: Übersicht
Weiter zu: Abschied nehmen
zurück zu: Wir trennen uns ..
Der Yanmar ist drin
Einlaminieren des Auspuffdurchlasses
Willy räumt die Motortransportkiste aus dem Weg
Nach 27 Tagen geht es endlich zurück in das Wasser
6 Meter Auspuffschlauch müssen um die schärfsten Ecken unter den Schränken und Betten "versteckt" werden
In diesem Chaos standen wir 27 Tage
Kranführer Lance
Zum Ausrichten wird der Motor erneut gelupft
Dieser Flansch, messingfarbene Kupplungsverbindung hat uns eine weitere Woche gekostet
Für den Auspuff müssen unter der Achterkoje größere Löcher geschnitten werden
Auch durch diesen Schrank muss der Auspuffschlauch durch
Das untere Ruderlager (heller Fleck) wurde neu angefertigt
Der Yanmar "fliegt" ein
Gerdi und Ulli fahren schon mal vor in die BVI's

Nachdem der Motor im Motorraum auf die Aufhängungen gestellt wird, erkennt auch der fachMANN Gui, dass das gerade Getriebe nur mit der Antriebswelle zu verbinden ist, wenn man den Motor in einem Winkel von mehr als 15 ° einbaut. Das würde bedeuten, dass die Ölschmierung spätestens bei schwerem Seegang nicht mehr gewährleistet wäre, also Einbaustopp. Per Fedex wird ein abgewinkeltes Getriebe in Miami bestellt, das in einer Woche eintreffen soll. Die zusätzlichen Kosten will Gui übernehmen.

Somit verbleibt uns eine Woche Zeit, um andere Arbeiten zu machen, z. B. zerlegt Helmut den alten Volvo und demontiert und reinigt alle Ersatzteile, die für Detlef und Beate von der Kira von Celle nach Panama mitgenommen werden sollen. Renate beginnt derweil mit dem Streichen des quitschgelben Primers für das Antifouling. Über die Fedex-Codenummer können wir erkennen, dass das Getriebe am Freitag, den 09.02. eintreffen wird. Tatsächlich bringt Gui das passende, abgewinkelte Getriebe am Freitag vorbei und erklärt, dass er eigentlich total mit Arbeit überlastet sei und schlägt vor, dass Lindsay den Motor einbauen soll. Wir finden diesen Vorschlag ganz toll, weil wir zu Lindsay sowieso von Anfang an mehr Vertrauen hatten.

Freitag, 09.02.2007

Lindsay kommt, schaut sich die Sache an und als wir ihn fragen, ob der Einbau ein großer Aufwand sei, sagt er : "No problem, it's very easy!" Als wir ihn erleichtert fragen, wie lange er denn brauchen wird, sagt er uns, dass er sich das Wochenende eingeplant hat und wenn nichts unvorhersehbares passiert, dann sind wir am Montag fertig und am Dienstag seid ihr wieder im Wasser. Na, das ist doch prima, zwar mit einer Woche Verzögerung, aber dafür mit neu gestrichenem Unterwasserschiff.

Am Samstag um 09:00 Uhr geht es los, bis zur Mittagspause fertigt er eine Schablone an, mit der er nachmittags erscheint. Um den Motor mit einem Flaschenzug aus dem Motorraum wieder hoch genug herausheben zu können, muss eine Balkenkonstruktion in der Plicht aufgetürmt werden, die uns zwar den Weg in das Schiff versperrt, aber für die drei Tage sollte das kein Problem für uns sein.

Nachdem der Motor wieder in der Plicht schwebt ist der Motorraum frei, um das Bett für die Motorhalterungen auszumessen und vorzubereiten. Lindsay stellt fest, dass die Motorlager für die hintere Aufhängung um ca. 5 cm tiefer müssen, "but, that's easy, no problem." Am Sonntag rückt er mit schwerem Gerät an, Elektrosäge, großer Hammer, Meisel und alles was erforderlich ist, um das GFK aufzustemmen. Nachdem das Bett entsprechend tief ausgehölt wurde, wird nun sehr FACHmännisch das GFK mit sehr langsam härtendem Epoxyharz (Tropenmischung) Schicht für Schicht aufgebaut. Problem ist, dass wenn das Epoxy zu schnell aushärtet, in der Abbindungsphase sehr hoheTemperaturen entstehen, die das ganze Schiff in Brand setzen können und dann nicht mehr zu löschen sind. Deswegen dürfen die Schichten auch nur sehr dünn sein und entsprechend zeitaufwendig ist der Vorgang. Lindsay macht das sehr gewissenhaft. Nach vier Tagen sind die zwei Halterungen fertig.